Ein ganz normaler Mensch

Ich bin morgens immer viel zu müd’ zum Aufsteh’n,

Dafür bin ich am Abend zum Einschlafen zu wach.

Zwei Zimmer, Küche, Diele, Bad und dieser Holzverschlag im Keller;

auf dem Schulhof spielen Kinder und eine Baustelle macht Krach.

Im Kühlschrank steh’n zwei Joghurts, ein Liter Milch, ein Stückchen Käse

Und ein letzter Rest Senf trocknet traurig vor sich hin.

Ein Fernseher, ein Sofa, immer Chaos auf dem Schreibtisch,

eine Schublade mit Krimskrams und ‘ner Packung Aspirin.

Ich bin ein ganz normaler Mensch, wie ihr seht,

zu jedem guten Gespräch bereit,

doch wenn die Welt heute wirklich untergeht,

sagt mir bitte nicht Bescheid.

Es käm mir heute einfach nicht gelegen.

Ich fühl mich dafür einfach nicht in Form.

Ich mein, ich bin alles andre als verwegen,

und die Umstellung, die wär doch wohl enorm.

Ich guck die Tagesschau und lese Zeitung.

manchmal denke ich, vielleicht hätt’ ich’s doch noch weit gebracht,

wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär, und wäre nur und hätt’ ich doch

dies und das und überhaupt anders gemacht.

So bekämpft man täglich seine Langeweile,

und in besoffnem Kopf seh’ ich manchmal alles klar.

Und wir sitzen in ‘ner Kneipe, fast wie unsre Alten

und schwafeln nur davon, daß früher alles besser war.

Ich bin ein ganz normaler Mensch, wie ihr seht,

werktags nüchtern und am Wochenende breit,

doch wenn die Welt heute wirklich untergeht,

sagt mir bitte nicht Bescheid.

Ich bring das im Kalender heut nicht unter.

Ich bin dafür heute einfach nicht bereit.

Bei mir geht es zu oft drüber und auch drunter,

und zum Aufräumen hatte ich noch keine Zeit.

Doch was soll’s, ich glaube nicht an Horoskope

und ich denk, dass Nostradamus einfach nur ein Spinner war.

Und ich hoff’ ich darf noch fünfzig Jahre Leben,

ich gewöhn mich langsam dran und find es wunderbar.

Denn schließlich bin ich ein ganz normaler Mensch, wie ihr seht

und auch zu Kompromissen bereit.

Und wenn die Welt heute doch nicht untergeht,

sagt mir unbedingt Bescheid!

 

(c) Text und Musik: Björn-Carsten Höroldt. Alle Rechte beim Autor.